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So das war's. Die besten 4 Tage meines Lebens, wenn man das so sagen kann. Dazu fangen wir am besten nochmal von vorne an.

  

Am 29. März hatte ich mich durch meine gute Leistung mit einem zweiten Platz deutschlandweit beim Swim & Run in Saarbrücken für den „European Youth Olympic Games Qualifier“ in Weert (Niederlande) qualifiziert. (Der Bericht zu Saarbrücken hier) Nun gute 6 Wochen später, am Donnerstag, den 15.05, ging es dann los auf die lange Reise in die Niederlande.

Allerdings mit einem Zwischenstopp mit Übernachtung am Stützpunkt in Saarbrücken, wo ich auch noch eine Lauf- und eine Schwimmeinheit absolviert habe. Dort traf ich auch Jannik Schaufler (BaWü) und Lisa Tertsch (Hes), die sich ebenfalls für Weert qualifiziert hatten. Am nächsten Morgen fuhren wir mit unserer Betreuerin Rabea Dastbaz im Kleinbus nach Weert.

Wir brauchten nur gute 3 Stunden und als wir dort ankamen, bestätigten sich erst einmal einige Klischees gegenüber den Niederländern: Die meisten fuhren Fahrrad und die Häuser waren auch typisch. Fehlten nur noch die Wohnwägen und ein paar Typen, die sich Joints reinziehen ;)

Der Wettkampf war zwar erst am Samstag, aber dennoch war der Freitag voll gepackt mit Terminen. Nach der Ankunft trafen wir den zweiten Teil der Deutschen, die aus Potsdam angereist waren: Peer Sönksen, Charlotte Ahrens, Lena Meißner und Kristin Ranwig. Gemeinsam fuhren wir zum Strecken besichtigen an den Kanal, wo die ganze Veranstaltung ihren Mittelpunkt hatte. Dort sprang ich auch nochmal ins Wasser, das nur 16°C hatte und somit war der Neopren im Wettkampf natürlich erlaubt.

Weiter ging es mit der Flaggenparade, was -finde ich- bei einer Veranstaltung, die eben, wie die Youth Olympic Games, nur alle 4 Jahre stattfindet, dazugehört. Dennoch nahmen nur 3 der 7 Deutschen Athleten dran teil, aber es war super interessant und eine tolle Erfahrung Deutschland da zu vertreten.

Am Abend gab es neben der Nudelparty noch die Registrierung und das Briefing, was bei deutschen Veranstaltungen so viel heißt wie Startnummernausgabe und Wettkampfbesprechung :)

Unser Start war am nächsten Tag erst um 14:30 Uhr, so dass wir ausschlafen konnten. Ich konnte meine Aufregung eigentlich die ganze Zeit gut unterdrücken und mich ablenken, was sich beim Frühstück änderte, als wir unsere interne Wettkampfbesprechung hatten. Ab da war die Aufregung richtig zu spüren. Kein Wunder, denn es ging um einen Platz bei den Olympischen Spielen der Jugend im August in Nanjing (China). Aber um diesen zu bekommen muss man bester Deutscher und noch dazu unter den besten 11 Nationen sein und die Konkurrenz war natürlich richtig stark, nicht nur innerhalb Deutschlands.

Um 11 Uhr machten Peer, Jannik und ich uns auf zur Veranstaltung, um den üblichen internationalen Ablauf durchzugehen: Uniform-Check, Erhalten des Zeit-Chips und der Badekappe (übrigens eine sehr sehr geile „alte Omi“- Stoffbadekappe :)), Check-In, einlaufen und noch ein wenig die Beine in der „Athletes Lounge“ hochlegen. Als ich letzteres tat, waren gerade die Mädchen am Start und man konnte alles auf einem Fernseher beobachten...HALT!!!! Auf einen FERNSEHER??? Sofort Handy rausgeholt und verbreitet, dass man online das Rennen in einem Livestream verfolgen kann. Wer sich den Livestream noch einmal anschauen will, weil es bestimmt eh schon jeder getan hat ;), kann dies hier tun.

Eine knappe halbe Stunde vor dem Start gingen wir Jungs mit Betreuerin am Kanal entlang zum Startbereich. Es war nämlich kein üblicher Rundkurs mit Boje, so wie eigentlich bei jedem Wettkampf, sondern man musste einfach nur 700m geradeaus schwimmen, dann eine leichte Linkskurve und noch weitere 50m bis zum Schwimmausstieg und das alles gegen die Strömung.

Beim Anziehen des Neos erfuhren wir dann über das Funkgerät, mit welchem sich unsere Betreuerinnen immer austauschten, die Ergebnisse der Mädels: Kristin Ranwig (Brandenburg) wurde 7te und holte sich somit das Ticket für die YOG. Lena Meißner (Meck-Pom) wurde 11te, Lisa Tertsch 15te und Charlotte Ahrens (Meck-Pom) 23te. Herzlichen Glückwunsch nochmal an dieser Stelle! Ergebnisse hier.

Dann war es nach dem Einschwimmen auch schon für uns so weit. Das Line-Up begann und dazu davor noch eine kleine Geschichte: Da ich im ETU-Ranking noch keine Punkte hatte, weil ich dieses Jahr noch keinen internationalen Wettkampf gemacht habe, bekam ich somit auch keine niedrige Startnummer, wie zum Beispiel Peer, der beim Europa Cup in Quarteira 23ter wurde und somit die Starnummer 603 hatte (unsere Nummern gingen von 601-675). Das Losglück hat also entschieden welche Startnummer ich jenseits der ersten 10 habe. Dabei kam die Startnummer 663 raus. Scheiße... d.h. im Line-Up sehr weit hinten und somit einer derjenigen, die sich mit den übrigen Startpositionen begnügen müssen. Das Problem: Der Kanal war natürlich nicht so breit, dass 75 Jugendliche nebeneinander reinpassen, also gab es 2 Startreihen, was auf jeden Fall einer Gleichberichtigung beim internationalen Wettkampf entspricht (Vorsicht Ironie! :)). Den Rest kann man sich -denke ich- erschließen → ich musste in die 2te Reihe.

Nun zum Rennen: Um Punkt 14:30 Uhr hieß es „On your mark“ und das Startsignal ertönte. Ich hätte eigentlich erwartet, dass die vordere Reihe wenigstens gleich so weg schwimmt, dass ich mir schnelle Beine suchen kann und dann meine Ruhe habe, aber natürlich kam alles anders und ich kraulte erst einmal eine halbe Ewigkeit an derselben Stelle, da die 2te Reihe, zumindest da, wo ich war, überhaupt nicht vorwärts kam.

Als für mich dann auch endlich mal das Schwimmen begonnen hatte, musste ich nach 50m meine Schwimmbrille abnehmen, da diese voll mit Wasser war, was nicht einmal an den Prügeleien lag. Also weiter ohne Schwimmbrille, bei 16°C kalten Wasser wohlgemerkt, aber auch an das gewöhnen sich die Augen und dann konnte ich auch endlich normales Wettkampftempo schwimmen. Meinen Rückstand auf die vorderen konnte ich leider nicht mehr wirklich verringern.

Ungefähr 20s hinter dem ersten Hauptfeld stieg ich die kriminelle Holztreppe beim Schwimmausstieg hoch. Nach einem nicht perfekten, aber auch nicht schlechten Wechsel fand ich mich in der Verfolgergruppe mit ca. 20 Mann auf dem Rad wieder.

Es mussten 3 Runden á 6km absolviert werden. Das Radniveau ist bei den internationalen Wettkämpfen einfach 3 mal so hoch wie bei nationalen, was ich auch schon letztes Jahr bei meinem ersten Europa Cup in Eton Dorney bemerkt hatte. (Bericht hier)

Es wurde von Anfang an auf dem Rad gut zusammen gearbeitet und das Tempo war hoch auf dieser windanfälligen, aber flachen Strecke. Wir machten dennoch nichts auf die Führungsgruppe gut, aber verloren auch nichts.

Dann ging es auf die letzte lange Gerade vor der Wechselzone und meine internationalen Konkurrenten dachten sich, jetzt holen wir die erste Gruppe eh nicht mehr, also können wir auch die Beine hängen lassen, gemütlich 30km/h fahren, Kaffee trinken, sich fürs Laufen ausruhen und den Abstand auf 1 Minute etc. vergrößern lassen. Da habe ich mir auch mein Teil gedacht und sprintete links an der Gruppe vorbei um vorne Tempo zu machen, aber nicht einmal da hatten diese Lust mitzumachen und ich befand mich auf einmal 100m vor der Gruppe. Gott sei Dank gab es dann noch ein paar, die die Gruppe wieder zu mir hinfuhren und mit mir noch die letzten 2km Tempo machten.

Vielleicht war es auch Schicksal nicht in der ersten Radgruppe zu sein, denn es gab einen großen Massensturz, den wir dann auch ausweichen mussten, weil einige noch am Boden lagen und auch Jannik, der mit Peer in der Führungsgruppe war, stürzte, aber er stieg schnell wieder auf und das Rennen ging für ihn weiter.

Beim Wechselzoneneingang schmiss es direkt vor mir auch einen Italiener (like Jodie Stimpson in Yokohama :)) und ich musste mein Rad drüber heben, aber das klappte ganz gut.

Im vorderen Teil meiner Radgruppe rannte ich aus der Wechselzone und ich dachte mir als momentan nur dritter Deutscher: Alles oder Nichts! Und diesem Motto wurde ich auch gerecht. Es waren 3 Runden á 1,66km zu laufen, sprich 5km. Ich fühlte mich wirklich gut und machte immer mehr auf Jannik bzw. die TOP 10 gut. Mit einem richtig guten langen Endspurt und den schnellsten letzten km von allen (!) lief ich dann als 11ter über die Ziellinie. Nur 1s hinter Jannik, den ich gerade so nicht mehr holen konnte. Peer lief, wie man es von ihm kennt, richtig gut und wurde dritter und bester Deutscher und holte sich damit das Ticket nach Nanjing. Nochmal Glückwunsch an beide!!!

Gewonnen hatte ein Brite. Ergebnisse hier.

Im Ziel war ich dann natürlich erst einmal sehr enttäuscht, dass es nicht geklappt hatte mit meinem Ziel und ich auch nur dritter Deutscher wurde, aber dennoch war ich auch ganz glücklich mich nach diesem Schwimmspektakel noch so nach vorne gekämpft zu haben. Meine Laufzeit war auch sehr sehr gut: 15:27min brauchte ich, nur 17s langsamer als der Sieger und die 6t beste Laufzeit :)

Um alles erst einmal wirken zu lassen gönnte ich mir danach noch eine Massage, bevor es zum Hotel zurückging.

Am Sonntag fand dann noch ein weiteres Highlight statt: Die Mixed Team-Staffel, wo in der Reihenfolge Mädchen-Junge-Mädchen-Junge jeder einen kleinen Triathlon mit den Distanzen 250m-6km-1,3km so schnell wie nur möglich hinter sich bringen musste, bevor der-/diejenige den Teampartner abklatscht.

Eigentlich war geplant, dass jeweils die 2 besten Jungs und Mädels im Einzelwettkampf in der Team-Relay teilnehmen dürfen, aber da Jannik am Vortag gestürzt war und sich größeren Wunden zugezogen hatte, durfte ich einspringen, was mich natürlich riesig freute. Somit war die Aufstellung und Reihenfolge: Kristin Ranwig, Ich, Lena Meißner, Peer Sönksen.

 

Wir alle beschlossen die 250m ohne Neo zu absolvieren, da man beim Wechsel mehr Zeit spart, als man beim Schwimmen gut machen kann. Da gehörten wir allerdings zur Minderheit.

Kristin klatschte mich an Position 8 ab und mit 100m Anlauf sprang ich ins immer noch kalte Wasser, was aber für 250m ohne Neo kein Problem war.

 

Nach soliden Schwimmen und einem schnellen Wechsel fand ich mich in einer 4-köpfigen Radgruppe wieder. Obwohl der Niederländer in der Gruppe groß Sprüche klopfte, bin ich die 6km alles alleine vorne gefahren und lief diesen dann auch noch davon und klatschte mit der 4t-Besten Einzelzeit aller Jungs in den 19 Teams an Position 5 ab. Lena hielt diesen Platz dann ganz gut und dann lag alles an Peer.

 

Die Russen hatten trotz 10s-Penalty 30s Vorsprung auf Spanien an Platz 2, aber der führende Russe schaffte es beim Radfahren zu stürzen und die Spanier übernahmen die Führung, welche wieder 30s Vorsprung hatten. Peer konnte auf Platz 2 und 3, Ungarn und Slowenien, auffahren und das Beste: Er lief ihnen natürlich gnadenlos davon und holte mit der schnellsten Einzelzeit den 2ten Platz nach Deutschland. YEAH! Mein erstes Silber! Unglaublich stolz! Ergebnisse hier.

 

Das wurde am Abend natürlich noch mit einigen anderen Ländern gefeiert :)

Heute, Montag, heißt es den ganzen Tag Heimreise, wo ich das hier alles verfasst habe :)

Es war auf jeden Fall ein richtig geiles Wochenende und ich habe in meinem zweiten internationalen Wettkampf wieder viel Erfahrung gesammelt und 11ter europaweit, wenn man so drüber nachdenkt...

Auch Glückwunsch an alle erfolgreichen Bayern, die beim ersten Deutschland Cup in Forst waren und an Sophia Saller, die den Elite Europa Cup in Bratislava gewonnen hat :)

In 2 Wochen steht für mich der erste Deutschland Cup in München an. Mal einer mit wenig Anreise :) Ich freu mich drauf!

Bis dahin

LG Frederic

 

Die Suchtis-Generation :)

Danke an Kristin für das Foto :D

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