Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...
Die Vorbereitung auf einen Ironman ist schon immer etwas Besonderes. Extra spannend wird es, wenn man bei der Erstaustragung eines Ironmans mitmacht, wo man nie so genau weiß, was einen im Detail erwartet. 2010 genossen wir dieses prickelnde Gefühl der Unsicherheit bei der Erstaustragung des Ironman Regensburg ebenso, wie bei der Erstaustragung des Ingolstädter Kurztriathlons. Man sieht sich dann meistens auf der Homepage des Veranstalters die Streckenskizzen an, die dort normalerweise mit einem Höhenprofil angegeben sind und versucht dann anhand dessen sich auf die zu erwartenden Steigungen oder Gefälle vorzubereiten. So war es auch im Hinblick auf den Ironman Wales. Nur wollte sich der Veranstalter im Vorfeld nie wirklich über „Höhenmeter“ auf Rad- und Laufstrecke auslassen. Es kursierten natürlich Gerüchte im Internet, die davon ausgingen, dass die Radstrecke 1800 HM und die Laufstrecke 320 HM hätte. Gar nicht so schlimm, also ! Unsere Vorbereitung lief gut, bis ich mir vor 3 Wochen beim Laufen auf der Bahn einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog und somit erst einmal das Lauftraining auf Eis legen musste. Mein ISG zickte auch gewaltig herum. Jaja, im Alter kann man die Umfänge und Intensität des Trainings dann doch nicht mehr so leicht wegstecken. Die Hoffnung stirbt zuletzt !
Eine Woche vor dem Rennen flogen wir schon nach Wales. Immerhin wollten wir diese Reise als Urlaub genießen ! Uns erwartete typisch englisches Wetter (viel Grau, viel Nass), schlechte Straßen, viele kleine, wg Hecken und Begrenzungsmauern unübersichtliche Straßen mit knackigen Steigungen, Abfahrten mit tückischen Kurven und……..extrem starker Wind ! Wir waren schon oft auf Lanzarote und dachten eigentlich, daß wir wissen, was starker Wind ist, aber was wir (zumindest am Dienstag vor dem Rennen, sowie dann am Renntag selbst an Wind erlebten, stellte die Starkwinde der Kanaren eindeutig in den Schatten! Dafür hatten wir ein schnuckeliges Cottage gemietet, das sogar direkt an der Radstrecke lag und einen eingebauten Radständer hatte. Guckt mal hier:
Die Tage vor dem Rennen nutzen wir etwas zum Trainieren auf der Radstrecke. So entdeckten wir wenigsten die Ansammlung der 16 Prozenter – bergauf wohlgemerkt – und die kurvigen, windanfälligen Abfahrten. Die Laufstrecke sahen wir uns leider nicht an. Laut Internet sollte sie ja auch nur 320 HM haben.
Schon am Samstag entschied der Veranstalter sich für eine Verlegung des Schwimmens vom South Beach auf den North Beach. Die Wettervorhersage für den Sonntag sagte starke Windböen von bis zu 70 km/h vorher und damit auch den entsprechenden Wellengang im Atlantik.
Mit der Verlegung des Schwimmstarts ging auch ein „Fußmarsch“ von 1km Länge durch Tenby einher. Die Wechselzone befand sich immerhin oberhalb des South Beach. Es wurden noch Kleiderbeutel für ein paar weitere Schuhe herausgegeben, die wir am Schwimmausstieg deponieren durften. Dafür wurden auf dem steil ansteigenden Weg vom Strand hoch in die Altstadt von Tenby extra noch einmal Ständer angebracht.
Den Neopren sollten wir natürlich selbst in die Wechselzone tragen. Es gab nun 3 Wechselzonen !
Sonntag, 7 Uhr, North Beach, Schwimmstart
Ich bin noch nie in meinem Leben bei solchem Wellengang geschwommen. Mal ehrlich, ohne dem Wissen, dass die Schwimmstrecke von einer Vielzahl professionell ausgebildeter Lifeguards abgesichert ist, hätte ich wahrscheinlich auf das Schwimmen verzichtet. Die Lifeguards waren auf ihren Boards und in Booten, so dass man sich zu jeder Zeit sicher fühlen konnte. Nach dem Startschuss hatte ich schon Schwierigkeiten überhaupt ins Wasser zu kommen.
Nicht, weil so viele Athleten auf einmal losschwammen, sondern weil die Brandung so massiv war, dass man sich erst einmal durch die ankommenden Wellen durchkämpfen musste, um überhaupt losschwimmen zu können. Irgendwann war das geschafft und ich konnte die erste Schwimmrunde angehen. Je weiter wir auf das offene Meer hinausschwammen, wurden die Wellen höher. Das Schwimmen erinnerte mich stark an den Film „Der Sturm“ mit George Clooney.
Tapfer kämpfte ich mich 2 Runden durch das dunkle, hohe und 15 Grad kalte Wasser. Kurzweilig war die Strecke zumindest. Langweilig wurde es nie. Ich entschied mich schon in der ersten Runde, einfach wenig nach vorne zu schauen, damit ich die hohen Wellen nicht kommen sehen musste.
Schwimmausstieg nach 51:32. Harald kam eine halbe Minute hinter mir heraus.
Schnell den steilen Anstieg zur vorgezogenen T1. Neo aus, Schuhe an und ab durch die Altstadt ins Wechselzelt.
Dort erst einmal Tüte suchen, alle Radutensilien entleeren, Neo rein, Helm und Brille auf und ab….. auf´s Rad. Das hat mich, v.a. wg. Der langen Laufstrecke durch die Altstadt von Tenby fast 9 Minuten gekostet !
Schon auf den ersten Radkilometern versuchte der starke Wind mich vom Rad zu holen. Ich hielt tapfer dagegen an. Die ersten 50 km der Radstrecke waren besonders windanfällig und wirklich schwer zu fahren. In manchen Abfahrten konnte man sich kaum auf der Straße halten. Nur die üblichen 16 Prozenter hoch hielt sich der Wind zurück, anstatt zu schieben, was ja auch ganz nett gewesen wäre.
Die Radstrecke zog sich. Die Abfahrten konnte man nicht genießen und die Steigungen waren extrem steil. Etliche schwächere Athleten schoben die Berge hoch. Viele standen mit technischen Defekten am Straßenrand. Nach 6h 16 Minuten und weiteren 2500 HM konnte ich endlich mein Rad in die Wechselzone schieben. Harald hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine Laufrunde hinter sich. Er konnte eine Radzeit von 5:24 h verbuchen und hielt sich unter den Top 15 auf.
Es mussten nur noch 4 Runden gelaufen werden. Nur……die erste Steigung ließ nicht lange auf sich warten, die zweite folgte, die dritte auch und durch jede verfügbare Gasse von Tenby mussten die Athleten sich auch nochkämpfen. Bergab pfiff mir der Wind so dermaßen um die Ohren, dass ich manchmal aufpassen musste, nicht am Randstein festzukleben. Hmm !! Bei dem letzten Teil der Laufrunde schickte uns der Veranstalter auf einem Pfad direkt an der Steilküste entlang vom Hafen Richtung South Beach. Traumhaft !!!....wäre da nicht am Ende mal wieder ein 20-25-Prozenter gewesen. Die Treppen bergab direkt im Anschluss sind natürlich auch noch zu erwähnen! Jeder, der schon einmal eine Triathlon-Langdistanz bestritten hat, kann sicherlich nachvollziehen, wie schwer einem Bergabtreppen nach 180 Radkilometer fallen. Diese Laufstrecke hatte nicht nur 320 HM, wie vom Veranstalter (offensichtlich als Schätzung) angegeben das war nach einer Runde klar ! Am Ende waren es laut barometrischem Höhenmesser rund 600 Höhenmeter !
Die letzten 1 ½ Runden fielen mir muskulär extrem schwer und mein Magen rebellierte auch noch. Ich versuchte jedoch immer am Joggen zu bleiben. Trotzdem wurde ich leider noch von einigen Mädels überholt.
Nach 11:34 h durfte ich als Gesamtzwölfte über die Finishline laufen. 3. Platz AK 40-44. Harald wartete schon längst im Finisherzelt. Er lief als 13. mit einer Zeit von 9:45 und als Sieger der AK 40 über die Ziellinie. Er kann sich halt auf seine Laufleistung verlassen, so wie ich auf meine Schwimmleistung! Nur ist eben die Laufleistung für die Gesamtleistung eines Ironmans viel wichtiger, als das Schwimmen, was aber natürlich keine neue Erkenntnis ist.
Geschafft !
In den letzten 22 Jahren unserer Triathlonkarriere haben wir noch keine solch schwierige Strecke über eine Langdistanz absolviert. Lanzarote ist hart, aber der Wind ist viel berechenbarer und die Abfahrten kann man dort viel schneller fahren. Außerdem ist die Laufstrecke auf Lanzarote Kindergeburtstag im Vergleich zu der in Wales! Okay, die Gerüche sind ähnlich ! In Tenby roch es in den Gassen auch meistens nach Fish and Chips, so wie im von engliscshen Touristen dominierten Puerto del Carmen. Ab und an hauchte einem ein Zuschauer mit einer Alkoholfahne ins Gesicht. Wahrscheinlich ist das aber nur mir aufgefallen. War halt einfach zu langsam ! Die Außentemperatur war okay. Sie betrug immerhin 17 Grad. Während der Radtrecke gab es keinen einzigen Tropfen Regen (lag bestimmt an Harald, der in seiner ganzen Triathlonkarriere bei mittlerweile 20 absolvierten Langdistanzen, auf dem Rad noch nie nass geworden ist). Beim Laufen schüttete es immerhin einmal über einen Zeitraum von 20 Minuten, was danach die Blasenbildung an Zehen und Füßen beschleunigte.
Im Ziel gab es die Medaille, das Finishershirt und Fish and Chips…wer es essen konnte.
Wales ist eine Reise wert, soviel ist klar. Wer einen richtig harten Ironman sucht, sollte eben nach Wales oder auch zum Norseman fahren. Was man unbedingt im Zusammenhang mit dem IM Wales noch erwähnen sollte: Die Leute sind alle richtig freundlich. Das Event wurde auf Anhieb von scheinbar allen Anwohnern angenommen, in einer Weise, wie ich es eigentlich nur von der Chllenge Roth kenne. Die Straßen waren voller Zuschauer, die ständig ein „keep on going“ gerufen haben. Richtig klasse und extra motivierend !
Für alle, die sich also auf diesen Ironman vorbereiten wollen. Die Radstrecke ist gespickt mit giftigen 16 Prozentern und hat 2500 HM. Die Laufstrecke ist ähnlich, weist aber statt 320 HM doch glatte 600 HM auf. Wir hätten in der Vorbereitung dann doch öfter mal auf die Alm laufen sollen, was bei uns in der Gegend eigentlich ja nicht die Schwierigkeit ist. Wenn wir es doch nur gewusst hätten………..
Uns hat die Woche sehr viel Spaß gemacht !
Ironkids
Beim Ironkids Wettbewerb, einen Swim and Run von 100 m in der Brandung schwimmen und 900 m im tiefen Sand laufen, der am Samstag statt fand, hat Frederic seine Altersklasse gewonnen. Anna-Marie und Marci konnten sich jeweils im Mittelfeld ihrer Altersklassen platzieren.
Ironkids Wettbewerb am Samstag - Vorstart Atmosphäre
Marci in Action - man beachte die gelenkschonende Laufstrecke
Schwimmstart von Anna-Marie
Wellengang bei Frederics Schwimmen
Frederic siegt