Nachdem ich in den letzten beiden Jahren bereits Ende März mit dem ersten Wettkampf in die Saison eingestiegen bin, empfand ich den 05 Mai dieses Jahr schon als spät und konnte mich in den Wochen davor schon kaum mehr still halten und war dementsprechend froh als endlich die Rennwoche anstand. Im letzten Jahr habe ich glaube ich endlich das perfekte Taperprogram für mich entwickeln können, was ich seitdem exakt so vor jedem Wettkampf absolviere. So wissen mein Körper und Geist einerseits genau, dass sie jetzt in den Wettkampfmodus fahren müssen und andererseits geben die einzelnen Trainingseinheiten auch Rückschlüsse wie die Form im Vergleich zu den Taperwochen der vorherigen Wettkämpfe ist.
Am Donnerstag vor dem Rennen ging es bereits nach Riccione, so hatte ich nochmal die Gelegenheit am selben Tag die neue Radrunde abzufahren. Im Gegensatz zu letztem Jahr waren dieses mal zwei Runden zu absolvieren und obwohl es circa 100 Höhenmeter weniger sind, ist die neue Strecke keinesfalls einfacher. Zumindest die Straßenqualität ist deutlich besser (für italienische Verhältnisse).
Ab dann hieß es weitesgehend Beine hochlegen, Kohlehydrate tanken und hoffen, dass das Wetter am Renntag gut wird. Nach meinem dritten Platz im Vorjahr ging ich dieses Jahr mit der Startnummer 3 ins Rennen, denn der Vorjahressieger Gulio Molinari, für den es ein Heimrennen ist, sowie der Vorjahreszweite Thomas Steger aus Österreich waren auch am Start.
Dann stand endlich der lang ersehnte Rennmorgen an. Das Wetter sah schon mal ganz vielversprechend aus und wie an jedem Rennmorgen, besonders vor dem ersten Saisonrennen, war ich beim Frühstück froh die Tage davor gut gegessen zu haben, denn jeder Bissen kam mir vor Aufregung fast wieder hoch. Als ich nach dem „Frühstück“ dann meine Gelflasche fürs Radfahren zubereitete und dran roch, hing ich schon mal vorsichtshalber über der Toilette, konnte aber meinen Mageninhalt gerade so noch für mich behalten. Ja, diese unschönen Dinge gehören eben auch zu unserem Sport Wie gesagt, vor dem ersten Saisonrennen ist die Aufregung auch nochmal extra groß.
Das Meer hatte circa 16°C, also war ich froh über meinen Sailfish Neo. Hier habe ich mich dieses mal für meinen alten G-Range entschieden statt für den neuen Ultimate IPS, da dieser etwas mehr Schulterfreiheit bietet, die ich in Kombination mit dem Anzug darunter eher brauchte als den Auftrieb, da man im Salzwasser sowieso automatisch schon mehr Auftrieb hat.
Um 9:30Uhr fiel dann der Startschuss für das kleine, aber sehr qualitative Feld von 20 Profi-Männern. Ich stand direkt neben dem Vorjahressieger Molinari und hing mich gleich zu Beginn an seine Beine. Nachdem ich letztes Jahr über eine Minute hinter Molinari aus dem Wasser kam, wollte ich das dieses Jahr vermeiden. Das Tempo machte aber ein anderer Italiener Mattia Ceccarelli, so war ich an dritter Position. Die Bedingungen waren alles andere als einfach. Meine Füße spürte ich durch die Kälte irgendwann nicht mehr und die vielen Wellen machten die Orientierung und ein gleichmäßiges Schwimmen sehr schwer. Ich konnte überhaupt nicht meine gewohnte Technik vom Becken umsetzten, also war die einzige Möglichkeit mit Frequenz das Wasser „wegzuschaufeln“. Ich schaffte es die ganzen zwei Kilometer an den beiden dranzubleiben und wir stiegen mit fast zwei Minuten Vorsprung auf die Verfolger aus dem Wasser.
Meine Taktik für das Radfahren war genau dieselbe: An Molinari dranbleiben. Das war leichter gesagt als getan, während dieser mit 5m Abstand den Windschatten von seinem Landeskollegen Ceccarelli genoss, hielt ich eher 30m Abstand, da ich der erste gewesen wäre der von den ITALIENISCHEN Kampfrichtern eine Karte wegen Windschattenfahrens kassiert hätte, denn so oft wie sich Molinari nach mir umblickte, war dieser sicher überrascht im Gegensatz zum Vorjahr einen anderen Begleiter zu haben und Molinari würde sicher nie eine Karte für Windschattenfahren bekommen und das weiß er. Im Vorjahr hatte er bereits schon Hilfe von zahlreichen Motorrädern. Ich kam mir in dem Rennen auf jeden Fall ein bisschen verarscht vor. Bei der ersten längeren Abfahrt fuhren mir beide Italiener etwas davon. Da fuhr ich zwar schon mit mehr Risiko als gewollt runter, aber für „Molinari-Verhältnisse“ reichte es noch nicht, was auch keine Schande ist, denn vor ein paar Jahren passierte dasselbe Sebastian Kienle und Jan Frodeno beim Cannes-Triathlon.
In der ersten Runde schaffte ich es noch die Lücke zu schließen, dies hat aber gut 10km gedauert und ich musste deutlich über meinen Verhältnissen fahren, denn sobald ich weg war, waren beide Italiener umgeben von Motorrädern. Das klingt jetzt alles sehr nach Ausreden und ich will nicht, dass es so rüberkommt, aber ich hab es letztes Jahr und jetzt wieder mit eigenen Augen gesehen wie die Italiener bei diesem Rennen bevorzugt werden und beim Frauenrennen soll es laut Angaben genauso zugegangen sein. Es ist schade und man kann da nichts machen, also bleibt nichts anderes übrig als sich auf seine eigene Leistung zu konzentrieren.
Als ich in der zweiten Radrunde in derselben Abfahrt wieder den Kontakt verlor, entschied ich mich für die letzten 25km mein eigenes Rennen zu fahren. Mit der drittschnellsten Radzeit und circa 2min Rückstand stieg ich dann vom Fahrrad und ging auf die Laufstrecke. Nach hinten hatte ich circa 2,5min Vorsprung auf den Vorjahreszweiten Thomas Steger, der als starker Läufer gilt, seinen Pewag Teamkollegen Birngruber und den Spanier Montraveta.
Das Loslaufen fühlte sich nach dem harten Radfahren überraschend gut an, was aber auch etwas dem starken Rückenwind geschuldet war. Zum Laufen wurde es extrem windig und so langsam zog ein Unwetter auf. Die Laufstrecke war bis auf ein paar Kleinigkeiten identisch zum Vorjahr und es waren drei Runden á 7km zu absolvieren, d.h. nach circa 3km musste man dann gegen den starken Wind laufen, was dann nicht mehr so spaßig war. Dennoch fühlte ich mich gut, hielt mich in der ersten Runde aber noch etwas zurück. Der Abstand nach vorne blieb gleich, von hinten kamen jedoch Steger und Montraveta angelaufen und hatten nach einer Runde nur noch knapp über eine Minute Rückstand auf mich.
In der zweiten Runde fing das Unwetter dann an. Aber so richtig. Es regnete aus Strömen, donnerte und blitzte teilweise. Es wurde sehr schnell extrem kalt und kurz hagelte es sogar. Ich hatte schon die Befürchtung, dass das Rennen abgebrochen wird und meine Gedanken waren auch bei 95% der Starter, die sich noch auf der Radstrecke befanden, wie auch meine beiden Eltern. Beim Laufen war es eigentlich gar nicht so schlimm. Es ist zwar nicht so schnell im knöcheltiefen Wasser zu laufen, aber irgendwie auch witzig. Auf einmal sah ich nach einer Kurve Molinari plötzlich vor mir, der nur noch joggend unterwegs war (den genauen Grund kenne ich nicht), so lief ich auf Platz 2, den ich für circa 1km genießen konnte bis mich Steger einholte, bei dem ich das Tempo einfach nicht mitgehen konnte. Auf Ceccarelli hatte ich immer noch 2.5min Rückstand. Nach Eingang zur letzten Runde sah ich dann, dass auch Montraveta bis auf 30s auf mich aufgelaufen ist und das Podium wollte ich auf keinen Fall verlieren. Ich war fast verwundert wie in dem Rennen alle so schnell unterwegs waren, denn ich war selber schneller unterwegs als im letzten Jahr, als ich die zweitschnellste Laufzeit hatte. Energetisch hatte ich keine Probleme, also legte ich nochmal alles in die letzte Runde, um meinen dritten Platz zu verteidigen, denn nach vorne ging nichts mehr. Wäre nicht einmal nötig gewesen, denn Montraveta ging nochmal ordentlich ein, aber so schaut der Laufsplit und der Rückstand nach vorne besser aus. Eigentlich wollte ich in der dritten Runde auch nochmal ein PowerBar Gel von der Verpflegungsstation nehmen, aber man darf sich nie auf die Ausschreibung der Veranstalter verlassen, denn es gab nur Cola, Wasser und RedBull. Ich hatte mich aber bis dahin sehr gut verpflegt und der Rest ging dann auch noch mit Cola. So wurde es dann ein dritter Platz im ersten Rennen der Saison knapp 2min hinter dem Sieger Ceccarelli und eine halbe Minute hinter Steger. Ergebnisse gibt es hier.
Im Ziel wurde ich erstmal auf meinen kaputten Anzug aufmerksam gemacht, was ich bis dahin nicht mal bemerkt hatte. Der Anzug ist an dieser Stelle geklebt und hat sich an der einen Seite gelöst, nichts Tragisches.
Im Gegensatz zu letztem Jahr gab es dieses mal auch Dopingkontrollen für die TOP 4.
Es gibt sicher leichteres als mit einer Mitteldistanz in die Saison einzusteigen, deswegen bin ich umso zufriedener mit meiner Leistung in allen drei Disziplinen, denn ich war deutlich besser als im letzten Jahr, aber zwei Athleten waren eben noch schneller. Meine Podiumsserie lebt zwar weiter, diese wird jedoch in vier Wochen bei „The Championship“ in Samorin auf eine neue Probe gestellt. Glückwunsch auch an alle Athleten, die die Challenge Riccione bei den Bedingungen finishen konnten!
Jetzt steht für mich erstmal die verdiente Erholung an bevor es in den letzten Trainingsblock für die Challenge Samorin geht. Evtl. werde ich auch noch eine olympische Distanz als Trainingswettkampf absolvieren. Ich halte euch auf dem Laufenden!
Bis dahin
Frederic