Die Deutsche Triathlon Bundesliga überrascht mich jedes Jahr wieder aus Neue. Mir ist zwar bewusst, dass es dort sehr schnell zur Sache geht und selbst Welt- und Europa Cups teilweise leichter sind, aber trotzdem habe ich das alles immer noch unterschätzt.
Mein Heimatteam aus Grassau hat sich wegen Starter- und Geldproblemen Ende letzten Jahres endgültig aufgelöst und ist nun nur noch in der Regionalliga am Start. So hieß es für mich ein neues Team zu finden. Nach zahlreichen Anfragen habe ich mich letztendlich für Witten entschieden, da dort auch die Lehmann Brüder und zahlreiche andere Ungarn sind, ist es für mich ja schon fast wie ein Heimteam
Der erste Wettkampf stand vergangenes Wochenende wie jedes Jahr in Bad Schönborn in Kraichgau an.
Das Besondere an diesem Wettkampf ist, dass der Start erst um 20Uhr Abend stattfindet, was ich alles andere als cool finde. Man ist den ganzen Tag nur angespannt und im Stress und nach dem Wettkampf ist der Tag dann auch schon vorbei, noch dazu ist der Körper auch nicht wirklich drauf eingestellt um 20 Uhr nochmal Vollgas zu geben.
Nun zum Wettkampf: Wir hatten eine ziemlich gute Startaufstellung mit Csongor Lehmann und Laszlo Tarnai, beide aus Ungarn, Niklas Rössner aus Dänemark und Lukas Eisenberger und mir aus Deutschland. Das Wasser hatte 24°C, also war der Neo verboten. Ich hätte mich sogar drüber gefreut, nur habe ich vom Team einen Anzug in der Größe M bekommen, der mir leider viel zu groß war und schon beim Einschwimmen merkte ich wie durch alle Öffnungen Wasser durchströmte.
Dann war es soweit, die Bundesliga Musik ertönte und wenig später fiel der Startschuss für die 16 Teams mit je 5 Athleten. Wir hatten uns ganz links aufgestellt, da man dort etwas weiter reinlaufen konnte, jedoch war der Weg zur ersten Boje dafür etwas länger. Zuerst kam ich richtig gut weg und hing mich gleich in den Wasserschatten von Csongor, von dem ich weiß, dass er sehr gut schwimmt. Dann drängte mich ein Athlet des Teams, welches rechts von uns gestartet war, komplett nach links. Ich dachte zuerst, er will nur den Wasserschatten wegnehmen, doch er hörte gar nicht mehr auf nach links zu schwimmen, so wurde ich erstmal sehr weit abgedrängt bis ich die Gelegenheit hatte, Seite zu wechseln. Da war der Zug aber schon abgefahren und ich kam sehr weit hinten an die erste Boje, wo ich leider dann auch weit außenrum schwimmen musste.
Auf der zweiten Hälfte gab ich nochmal alles, um nach vorne zu kommen, kam aber trotz guter Arme nicht wirklich vorwärts, vielleicht auch wegen des Anzugs, will ich jetzt aber nicht als Ausrede verwenden.
Als ich aus dem Wasser stieg wurde klar, dass es eine harte Aufholjagd auf dem Rad wurde. Meine Radbeine fühlten sich gut an und ich fuhr mit 500 Watt an die nächste Gruppe ran. Nachdem ich dort dann erstmal meine Schuhe angezogen hatte, ging es gleich weiter und die nächste Gruppe wurde anvisiert. Leider ist die Strecke in Kraichgau komplett anspruchslos und jeder konnte so mein Hinterrrad halten und dabei wahrscheinlich 100 Watt weniger treten.
Nach 1,5 Runden waren wir dann eine große Verfolgergruppe. Vorne gab es allerdings eine Ausreißergruppe mit den besten Schwimmern, wo mein Teamkollege Csongor drin war und auch mein Trainingspartner Fabian Kraft, der für Darmstadt an den Start geht und für den es sein erstes Bundesligarennen war. Zuerst war ich mir sicher, dass wir die Gruppe auch noch stellen können, aber diese arbeiteten zu gut zusammen und wir viel zu schlecht, sodass von hinten sogar noch eine Gruppe auf uns aufschließen konnte.
Manche Athleten denken ja es ist sinnvoller vor jedem Wendepunkt mit 1000 Watt an die Spitze zu sprinten und die Gruppendynamik zu zerstören anstatt beim Kreiseln zu helfen… Das hat mich im Rennen ziemlich aggressiv gemacht, aber so ist es nun mal in solch riesigen Gruppen und noch dazu auf so einer unehrlichen Strecke.
Über die gesamte Radstrecke hatte ich einen 46er Schnitt mit knapp 360 Watt Normalized Power. Der zweite Wechsel war dann natürlich reinstes Chaos und schon beim Loslaufen merkte ich die Aufholjagd auf dem Rad. Es fiel nicht so leicht wie beim Europa Cup die Woche davor, trotzdem konnte ich ein hohes Tempo rennen. Die Laufstrecke dort ist durchgehend extrem eng, so war die erste Runde ein reines Gestolpere bis sich alle so langsam eingegliedert haben. Es war eine lange Schnur von Athleten. Nie gab es mal eine größere Lücke. So blieb es dann auch bis zum Ziel. Mit einem für das harte Radfahren soliden Lauf kam ich als 28ter über die Ziellinie. Dennoch meine ich, dass ich schneller laufen kann.
Ich hatte mit einer Gesamtzeit von 50:20min nur genau eine Minute Rückstand auf Platz 1. Nur, um mal zu verdeutlichen wie eng es in der Bundesliga zugeht und hinter mir war es nicht anders. Jeder Fehler wird gleich mit ein paar Plätzen bestraft. Mit Csongor Lehmann, der zweiter wurde, Laszlo Tarnai auf Platz 13, Niklas Rössner auf 20 und mir auf 28 konnten wir einen 4. Platz mit dem Team erreichen, nur eine Platzziffer hinter dem Podium und auch nur eine Platzziffer vor Rang 5. Also selbst da ist es super knapp, aber wir sind sehr zufrieden mit dem vierten Platz. Nun werden wir beim nächsten Bundesligarennen in Düsseldorf auch eine noch bessere Startposition auswählen können.
Fazit über mein Rennen: Es war sehr hart, ich bin weder zufrieden noch unzufrieden. Hatte ziemlich viel trainiert in der Rennwoche, also kann ich mich kaum beschweren. Und ich habe eine sehr gute Teamauswahl getroffen
Der Grund weshalb ich in der Woche vor Kraichgau relativ viel trainiert hatte ist, dass ich diesen Sonntag meine zweite Mitteldistanz machen werde: Die Deutschen Meisterschaften beim Triathlon in Ingolstadt. Ich höre nur Gutes von dem Rennen dort und freue mich darauf!
Bis dahin
Frederic