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Vor genau zwei Jahren gab ich beim Frankfurt City Triathlon mein Debüt über die Olympische Distanz und wurde – mit dem TT Bike meines Vaters - hinter Michael Raelert und Horst Reichel dritter. Ein Jahr später, also 2016 war ich eigentlich auch schon gemeldet für einen erneuten Start in der Mainmetropole, aber da ich mich dann für die Triathlon-WM in Mexiko qualifiziert hatte, musste ich kurzfristig absagen, um mich 100% der Vorbereitung zu widmen. Dieses Jahr stand dem Frankfurt City Triathlon aber nichts im Wege und ich freute mich auf meine zweite Teilnahme und namhafte Konkurrenz in Person von Patrick Lange, dem Hawaii-Dritten des letzten Jahres.

 

Die Woche vor dem FCT nahm ich beim Kurztriathlon in Erlangen teil und konnte dort aus dem Training heraus bei sehr heißen Temperaturen den Gesamtsieg mit neuem Streckenrekord holen. Ergebnisse dazu hier.

 

 

Mit meinen Eltern und meiner Freundin, die auch alle drei auf der Olympischen Distanz des FCT gemeldet waren, ging es am vergangenen Samstag auf die fünfstündige Autofahrt nach Frankfurt. Um den Stress am Sonntag zu mindern, kann man sein Fahrrad bereits am Samstagabend einchecken und über Nacht unter Aufsicht in der ersten Wechselzone am Langener Waldsee stehen lassen. Anschließend wurden noch mit einem Besuch beim Italiener die Kohlenhydrat-Speicher gefüllt und das 100m Finale der Leichtathletik WM angeschaut bevor es dann nach dem langen Tag endlich ins Bett ging.

 

Am Renntag hieß es dann um halb 7 aufstehen, frühstücken, zum Langener Waldsee fahren, letzte Kleinigkeiten in der Wechselzone herrichten, einlaufen, einschwimmen und schon standen um 9:45Uhr alle 100 „Topstarter“ bereit am Rande des Sees. Die Wassertemperatur war mit 22,7°C gemessen worden, was Neoprenverbot für die Olympische Distanz bedeutete und ich war einer der wenigen, die keinen zusätzlichen Speedsuit über dem Anzug trugen. Keine Ahnung, wie viel Zeitgewinn ein solcher Schwimmanzug nochmal bringt, aber ich besitze auch noch keinen, so dass ich mir darüber auch nicht den Kopf zerbrach.

 

Nach dem Startschuss kam ich gleich gut weg und konnte mich hinter dem starken Schwimmer Sean Donnelly einreihen und seinen Wasserschatten nutzen, um trotz des hohen Tempos Energie zu sparen. So gingen die 1500m schnell rum und machten auch noch richtig Spaß. Ohne den zusätzlichen Speedsuit sparte ich zumindest in der Wechselzone ein paar Sekunden Zeit, die die anderen ins Ausziehen des Schwimmanzugs investieren mussten und konnte so beim Wechsel die Führung übernehmen und als erster durch die 700m lange Wechselzone zu meinem Fahrrad rennen, wobei ich bereits spürte, dass ich heute die für den Wettkampf erhofften guten Beine erwischt hatte.

 

Auch auf dem Rad konnte ich die ersten 10km ohne große Anstrengung ziemlich konstant 350 Watt treten, bis mich kurz bevor wir in die Stadt fuhren Sean Donnelly und Patrick Lange überholten, so dass mir klar wurde, dass es mit einer Alleinfahrt wie bei den letzten beiden olympischen Distanzen am Rothsee und in Erlangen heute wohl trotz subjektiv guter Tagesform nichts werden würde. Mit dazu gesellte sich auch noch Paul Schuster, so dass wir ab da zu viert unterwegs waren. Da ich noch relativ wenig Erfahrung mit solchen Gruppenkonstellationen bei Windschattenverbotsrennen habe, hielt ich statt der erlaubten 12m eher immer 20m Abstand, da ich keinesfalls eine Zeitstrafe kassieren wollte.

 

Ich probierte dann noch ein paar mal alleine wegzufahren, hatte aber auf der komplett flachen Strecke aber keine Chance, ein echtes Loch aufzureißen. Wir fuhren stetig ein sehr hohes Tempo, aber so richtig hart fand ich den Radpart dann auch nicht.

 

In der zweiten Runde begannen dann die Überrundungen und es wurde etwas unruhig in unserer Gruppe. Ich übernahm dann kurzzeitig die Führung, wurde aber gleich wieder von Sean Donnelly zurück überholt, der sich scheinbar nicht wirklich abwechseln wollte. Als er sich direkt vor mir einreihte und ich gerade dabei war durch hängende Beine den Abstand wiederherzustellen hörte ich Motorengeräusch und ein Pfiff neben mir und ein Kampfrichter zeigte mir die blaue Karte (2min Zeitstrafe durch Zeitaddition). Da ich die Motorengeräusche davor nie gehört hatte und diese dann plötzlich da waren, vermute ich, dass der Kampfrichter den Überholvorgang nicht gesehen und übereilt gehandelt hat ohne sich ein Bild von der Situation zu machen. Die Karte und die daraus resultierende Konsequenz traf mich erstmal richtig und ich dachte das Rennen sei komplett verloren.

 

So musste ich mich erstmal komplett neu motivieren in der Hoffnung, dass vielleicht am Ende des Tages ein Einspruch gegen die aus meiner Sicht unberechtigte Zeitstrafe hilft. Als die 45 Radkilometer geschafft waren, ging es in die wie schon die erste auch sehr lange zweite Wechselzone in der Innenstadt Frankfurts, wo ich dann erfuhr, dass auch Patrick Lange eine Zeitstrafe bekommen hatte. Das brachte mich vor allem vom Kopf her wieder halbwegs zurück ins Rennen, im Wissen, dass ich immerhin nicht der Einzige mit einer derartigen Problematik bin.

 

Dann ging es auf die Laufstrecke und Patrick Lange legte ein ordentliches Tempo vor. So würde ich bei einer Sprintdistanz die 5 Laufkilometer angehen, aber niemals die 10. Trotzdem war mein Ziel so lange wie möglich dran zu bleiben. Dies schaffte ich circa bis zur Hälfte der ersten Laufrunde und musste ihn dann doch ziehen lassen, konnte aber dennoch ein hohes Tempo weiterlaufen, motiviert von der Anfeuerung am Streckenrand und den Zurufen der überrundeten Athleten der Mitteldistanz, die bereits 3 Stunden vor uns gestartet waren. Die Laufstrecke ist keineswegs langweilig und sehr verwinkelt durch Frankfurts Innenstadt und seit diesem Jahr mit einem kleinen Bonus, denn es ging am Ende der Runde mitten durch das Shoppingcenter MyZeil, wo die Luft quasi stand und einem der Geruch von Unmengen Parfüm entgegen kam. Auch mal interessant.

 

Es gibt kaum Schlimmeres als nach der Hälfte der Laufstrecke ein Gel zu nehmen, aber da ich über meine Verhältnisse angegangen war, musste ich es in mich hineinzwingen, um hintenraus nicht langsamer zu werden. Dies bewährte sich und auch in der zweiten Laufrunde konnte ich das eingeschlagene Tempo ohne energetischen Einbruch weiterlaufen. Durch die Zeitstrafe musste ich bis zum Ende hin alles geben und konnte den Zieleinlauf leider nicht genießen und mich über Platz zwei freuen. Mein Rückstand auf Patrick Lange war dann 33 Sekunden. Nach ein paar Minuten im Ziel erfuhr ich dann, dass wir beide schnell genug gelaufen seien, dass sich trotz der Zeitstrafe nichts an der einlauf-Platzierung ändert und so konnte ich mich dann endlich über den zweiten Platz freuen.

 

Ein Blick auf die Ergebnisse ein wenig später verriet mir dann, dass sich das Durchziehen auf Verdacht beim Laufen definitiv gelohnt hatte: Mein Vorsprung auf den drittplatzierten Paul Schuster betrug exakt zwei Minuten, womit wir dann zeitgleich auf der Ergebnisliste erscheinen. Die zwei Minuten wurden übrigens auf die Laufzeit gerechnet, was in der Ergebnisliste dann zu einem auf den ersten Blick ziemlich mäßigen Laufsplit führte, mit dem ich aber extrem zufrieden bin (31:36min, laut der meisten GPS Uhren auf Strava 9,8km). Hier die Ergebnisse und hier meine Strava Datei zum Radsegment.

 

Meine Eltern erreichten beide in der Gesamtwertung den 10. Platz (AK Platz 1 Papa und Platz 2 Mama), womit wir auf jeden Fall die Familienwertung gewonnen haben und meine Freundin konnte sich gegenüber ihrer ersten Olympischen Distanz am Rothsee gleich um 8 Minuten steigern und wurde zweiter in ihrer AK. 

 

Der Frankfurt City Triathlon war mal wieder eine top organisierte Veranstaltung und hat extrem viel Spaß gemacht. Auch wenn ein paar mehr Höhenmeter cool wären, um beim Radfahren mehr taktische Optionen zuzulassen, ist es eine super Strecke und ich kann den Wettkampf jedem nur wärmstens empfehlen.

 

Für mich geht es am kommendem Wochenende nach Embrun (Frankreich), wo ich mein Debüt in der Französischen Liga für das Team aus Versailles geben werde. Ich freue mich sehr auf den dortigen sehr harten Radkurs und bin gespannt auf das Rennen, denn das Niveau in der Französischen 1. Triathlonliga ist doch sehr, sehr hoch.

 

Vermutlich wird es auch von diesem Rennen wieder einiges zu berichten geben.

 

Bis dahin

LG Frederic

 

 Danke an Marcel Hilger und Ingo Kutsche für die erstklassigen Bilder!

 

 

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