Liebe Martins Tri-Blog Leser...
nachdem ich geschätze 25 Mal vorletzte Woche bei Bayern 3 angerufen habe und auch meine Email dort mit Nichtbeachtung gestraft wurde, muss ich nun dieses Medium wählen, um eine ganz andere Sichtweise der letzten Monate kundzutun. MEINE! Keine Ahnung, wie viele der in Deutschland lebenden Männer auch gleichzeitig Hobby-Triathleten sind, meiner ist es ja offensichtlich, und ich finde, wir Ehefrauen sind bei der Berichterstattung der letzten Wochen und Monate eindeutig unterrepräsentiert! Hier also nun mein Beitrag zu mehr Gleichberechtigung und Gerichtigkeit …
Wie alles begann...
Da fährt man nichts ahnend Anfang des Jahres auf der A9 Richtung Nürnberg und bemerkt irgendwann, dass der Mann die angedachte Fahrtroute plötzlich geändert hat. Nachdem der kleine Ort Greding auf der Landstraße hinter einem gelassen wurde, kommt man sich auf den folgenden 30km vor wie neben einem Bobfahrer kurz vor der Weltmeisterschaft. Hinters Lenkrad gekauert, mit zusammen gekniffenen Augen wird mir nun monoton vorgebetet wie der aktuelle Fahrbahn-Belag unter uns ist und wann ich wo abbremsen und beschleunigen müsste…Das erste und eindeutige Zeichen für den Saisonstart - Juhu!!!
Die nächsten Wochen verlaufen dann immer gleich mit Kommentaren, wie „Ich bin viel zu fett! Warum hab ich über den Winter nur nicht weitertrainiert“ oder: „Du musst mir da jetzt wirklich helfen, ohne deine Unterstützung schaff ich es nicht“, „Ich geh morgen laufen, heute ist es zu…nass, dunkel, kalt, spät…“, „Bitte kauf keine Süßigkeiten mehr, die muss ich dann nur wieder essen“.
Permanente Stimmungsschwankungen, immer abhängig vom Wetter, Essen, Trainingsstand. Ich schäme mich immer, wenn meine Kolleginnen freitags hoffen, dass das Wetter am WE schön wird. Ich hoffe nämlich immer, dass es aus Eimern regnet, denn dann haben wir wenigstens den Samstag für uns und ich bin nicht den ganzen Vormittag allein, weil mein Mann drei Stunden auf dem Rad sitzt.
Die Challenge-Countdown
Die Uhr läuft gnadenlos runter und die letzten Wochen kurz vor dem Wettkampf werden dann richtig stressig: Ernsthaftes Training, neue Investitionen in Neo, Einteiler, Sattel, etc. In diesem Jahr kam erschwerend hinzu, dass kurz vorher Fußball-EM war, und das hat meinen Mann nicht im geringsten davon abgehalten, Bier aus Fässern und Würste vom Grill zu sich zu nehmen. In viel zu großen Mengen für seine Wettkampfvorbereitung! Langsam keimt in mir Panik auf, was passieren würde, wenn er NICHT finished, wenn er diese „Schmach“ NICHT tilgen kann…OMG!!!!
Kurz vor dem Wettkampf: hitzige Diskussionen darüber, ob er am Freitag stundenlang über die Messe tingeln soll oder am Samstag (EINEN Tag vor dem Wettkampf) beim Zuschauen der restlichen Funkfamily sich im Rother Freibad die Beine in den Bauch stehen soll. Ich mache eine klare Ansage und drohe mit Sanktionen, wenn er kommt…interessiert ihn nicht, dauert keine 2 Stunden, da steht er strahlend neben mir. Bitte...
Sehr kurze Nacht für mich, hatte starke Magenschmerzen und konnte kaum schlafen. Gute Nachricht, Martin hat gut geschlafen. Schwimmstart, das erste Mal (an diesem Tag) Kloss im Hals, Tausende Menschen säumen schon die Wege, Nebel steigt auf, die Nationalhymnen werden gespielt, die Profis gehen ins Wasser…Gänsehaut pur...
Endlich! Martin ist gestartet, der längste Tag des Jahres hat begonnen!!! Hoffentlich klappt alles, bitte lass Ihn keinen Krampf bekommen und einigermaßen fit aufs Rad steigen. Mein Zeitplan sagt, er müsste jeden Moment kommen…und tatsächlich mit nur vier Minuten Verspätung zieht er motiviert und gutaussehend an uns vorbei-Gott sei Dank. Von diesem Moment an gebe ich zu, hatte ich nur noch einmal eine kurze Panikattacke, als wir feststellten, dass er wohl irgendwo 30 Minuten verloren hatte und wir nicht wussten, was passiert war.
Das Ziel
Ich habe wohl kaum einen Zieleinlauf so sehr genossen wie diesen (Ja, auch wenn ich nicht geweint habe!). Martin hatte sich die Strecke wirklich gut eingeteilt und aus der Radpanne eher Motivation geschöpft. Ich bin unheimlich stolz auf meinen Eisenmann!
Das Fazit
Liebe Ehefrauen/Partner, leider muss ich Euch sagen, dass es neben dem Fußball wohl kaum eine andere Sportart gibt, bei der EIN Motto so sehr zutrifft wie hier: „Nach dem Triathlon ist vor dem Triathlon…“ Sorry, aber auch für Euch heißt es für nächstes Jahr wieder: Quäl Dich Du Sau!!!
Noch 354 Tage bis zum nächsten Roth!!!