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Hauptkategorie: News

Die Einsamkeit des Trainings

Es geht dem Ende zu. Morgen ist mein "Trainings-Urlaub" leider schon wieder vorbei. Eine Bilanz will ich noch gar nicht ziehen, dafür gibt es einen eigenen "Logbucheintrag". Aber ich will heute über ein Thema schreiben, das viele Ausdauerathleten, speziell Triathleten, auf dem Weg zum Tag X beschäftigt: Alleine oder in der Gruppe trainieren???

Bei meinen bisherigen sechs Finishs habe ich fast durchweg alleine geschwitzt, aber trotzdem würde ich mich nie als Einzelgänger sondern vielmehr als klassischen Mannschafts-Sportler bezeichnen. Ich liebe es in der Gruppe gemeinsam an einem Ziel zu "arbeiten". Wenn man es dann noch zusammen erreicht, ist die Freude doch gleich vier, fünf, sechsmal so schön. Auch beim Triathlon hilft es sicherlich in einer Trainingsgruppe gemeinsam an einem, an DEM Ziel zu arbeiten. Es gibt so viele Momente, in denen man seinen Arsch (Sorry) einfach nicht hochbekommt. Und wenn man dann mithlfe des Gruppenzwangs dazu getrieben wird, doch noch an einem schon abgeschriebenen Training teilzunehmen, dann ist schon viel erreicht.
Klar ist: Jede mutwillig verpasste Trainingseinheit bereut man im Wettkampf spätestens bei Kilometer 135 und aller spätestens bei Kilometer 12 beim Marathon. So viel zu den positiven Gründen, eine Trainingsgruppe zu suchen und/oder in einen Verein einzutreten. Ganz zu schweigen von den schönen Aspekten eines zünftigen Vereinslebens...

Auch hier kommt mal wieder das berühmte ABER: Niemand darf vergessen, dass Triathlon eine Einzelsportart ist. Gerade auf der Langdistanz ist der Kampf gegen sich selbst, gegen den inneren Schweinehund, von alles entscheidender Bedeutung. Während beim einzelnen Marathon-Event manche Athleten nicht selten mit einem Laufpartner die kompletten 42 Kilometer durchziehen, ist das beim Ironman praktisch ausgeschlossen. Was nichts anderes bedeutet, dass dieser Kampf gegen das eigene Ich/Ego auch im Training geübt sein will. Und das wahrlich nicht nur ein paar Mal...
Es ist ein offenes Geheimnis, dass gerade Radeinheiten in einer großen Gruppe einen völligen anderen Charakter haben, eine ganz andere Herausforderung darstellen, als die gleiche Distanz alleine gegen die Uhr und "Schweini" (Abkürzung für Schweinehund und NICHT für den Batzi aus dem Münchner Wirtschaftsunternehmen) durchzuziehen. Natürlich fährt man auch in Roth aufgrund der großen Teilnehmerzahl fast nie für sich alleine, letztlich aber dann doch.
Ich hatte jedenfalls bis auf Schweini nie einen echten Begleiter. Und diese Einsamkeit im Wettkampf muss trainiert werden. Man muss lernen, stärker zu sein als dieser Typ, der einem in der Krise dauernd einreden will, auszusteigen. Ich finde, dass man sich auf diesen Fight mit einer Solo-Vorbereitung perfekt einstellen kann. Vorausgesetzt, man hat die notwendige Trainingsdisziplin. 
Wenn man Rad-, Schwimm- oder Laufeinheiten wegen nervender Monotonie oder chronischer Unlust regelmäßig ausfallen lässt, sollte man natürlich schnellstens einen Verein und/oder Trainingsgruppe aufsuchen. Ich für meinen Teil werde es auch diesmal wieder solo durchziehen. Das liegt an meinem wieder mehr Persönlichkeits bezogenen - als sportlich durchdrungenen Finishziel. Über den Sport will ich einfach wieder mehr zu mir selbst finden, wieder mehr stolz auf mich sein.

Die Einsamkeit des Urlaubers

Na, da habe ich es gestern doch nicht mehr geschafft, den Eintrag wegzuschicken. Das hat sechs Gründe: Ihr seht sie auf meinem kleinen Fuerte-Abschiedsfoto neben mir stehen und sitzen. Wenn ich hier an dieser Stelle über Einsamkeit im Training philosophiere, dann gehört dazu auch die mögliche Einsamkeit im "Trainingsurlaub". Da Angelika wegen ihres Jobs ja leider nicht mitfliegen konnte, bin ich nach Fuerte alleine aufgebrochen. Und ich kann Euch sagen, gerade Abends ist das für eine Quasselstrippe wie mich nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Aber dank der abgelichteten Personen, deren Namen ich aus Persönlichkeitsschutz nicht nennen darf (hab sie ja nicht einmal gefragt, ob ich ihr Recht am eigenen Bild in diesem Blog außer Kraft setzen darf-)) - dank dieser lieben Menschen also, vergingen die letzten Tage wie im Fluge. 
Da ich nun weiß, dass auch sie diesen Blog verfolgen, ein dickes Dankeschön für die schönen gemeinsamen Stunden. Ich hoffe, dass mein Einzelschicksal Euch trotz Sky (ein Insider!) nicht zu sehr genervt hat... Und Harald und Heike, Ihr solltet Euch das Bild ganz genau anschauen, denn vier von ihnen werden Euch beim OstseeMan in Glücksburg sicher lautstark unterstützen.

Die Bilanz des Urlaubs

Trotz der bereits erwähnten einsamen Abendstunden (nein ich brauch kein Mitleid!-)) in den ersten Tagen fällt meine Fuerte-Bilanz fast durchweg positiv aus. Ich habe mich beim Laufen jeden (!) Morgen erfolgreich gequält, beim Schwimmen schon jetzt den Einstieg gefunden, wenn auch die örtliche Trainerin meinen Schwimmstil kritisiert hat. (Heike, da muss ich wohl nochmal zu Dir nach Unterwössen kommen.) Einzig das Radfahren fiel mit nur einer Einheit viel zu mickrig aus. Vernünftige und wenig befahrene Radstrecken waren ohne Mietwagen leider zu weit weg. Aber das verkrafte ich, denn viel wichtiger war, dass ich viel Sport und damit auch viel Kalorien verbraucht habe. Ich habe wieder Spass, mich zu quälen. Ich war sehr diszipliniert, mein geplantes Training auch tatsächlich durchzuziehen. Und nicht zuletzt fühle ich mich endlich wieder wie ein Sportler. All das lässt mich trotz der Wetteraussichten optimistisch die Heimreise antreten. Deutschland, du hast mich wieder! 
Noch 127 Tage!