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Die Einführung


Tja, jetzt sitze ich da. An meinem freien Montag. Wieder liegen drei Stunden sinnloses Surfen im Internet hinter mir. Wieder kenne ich mich ein Stück weit mehr in der NBA aus und wieder war ich immer noch nicht trainieren. Meine Faulheit kotzt mich an...

Aber wem erzähl ich das? Fast jeder von Euch, der regelmäßig bei "funkfamily.de" vorbeischaut, kennt ja diese Situation: Man will trainieren...und man schiebt es die ganze Zeit vor sich her. Was bei Euch meistens nur einzelne Trainingseinheiten an einem einzelnen Tag betrifft, bezieht sich bei mir auf den vielbeschworenen Tag 1 - der erste Tag der Vorbereitung auf das große Ziel: In meinem Fall das erneute Finish beim Challenge in Roth! Nach vier Jahren will ich es wieder mir selber und auch der "funkfamily" beweisen...

Das Outing

Aber wer verdammt noch mal ist dieser Typ, der gerade zu Euch spricht? Ob Ihr es glaubt oder nicht: Es ist der sportlich (!) gesehen bisher völlig verheimlichte Triathlon-Bruder, -Schwager und -Onkel dieser sportverrückten "Funkfamily": Martin Funk.

Warum verheimlicht? Genau das habe ich mich auch immer gefragt. Insgesamt sechsmal habe ich seit 1998 in unregelmäßigen Abständen in Roth und einmal in Köln (Cologne226) gefinisht. Was mir bei meinen Freunden, meinem zweiten Bruder Rainer, meinen Eltern und vor allem meiner Frau Angelika großen Respekt einbrachte, führte bei Harald und Heike immer nur nur zu verständnislosem Kopfschütteln.

Die Abrechnung

Aus Ihrer Sicht habe ich mich nie professionell bzw. ernsthaft auf einen Wettkampf vorbereitet. Doch wer entscheidet, wie eine ernsthafte und professionelle Vorbereitung ausschauen muss? Doch eigentlich nur der Sportler selbst! Je nachdem wie seine Erwartungshaltung aussieht, muss auch sein Trainingsplan aussehen. In meinem Fall hieß es immer nur: Die große, persönliche Herausforderung suchen, den inneren Schweinehund beim Wettkampf überwinden, den eigenen Charakter fordern, kennenlernen und stählen, um am Ende schließlich das unbeschreibliche Gefühl des inneren Stolzes und der grenzenlosen Zufriedenheit an der Ziellinie zu verspüren. Die Zeit war bei mir, der sich nie (!) als Triathlet bezeichnen würde, immer zweitrangig...

Für mich (und leider nur bedingt für Harald und Heike) kommt die Faszination beim Triathlon von der Vergleichbarkeit aller (!) Finisher: Wer als Erster oder Letzter bei einem Langdistanz-Triathlon ins Ziel kommt, verdient aus meiner Sicht immer den gleichen Respekt. Jeder hat mit Blick auf seine individuelle Vorbereitung seinen ganz eigenen Wettkampf, seine ganz eigenen Qualen durchlebt. Fast jeder musste immer wieder mit dem Teufelchen oder dem "Mann mit dem Hammer" im Hinterkopf kämpfen, der einem während des "längsten Tages des Jahres" immer wieder vehement zum Aufgeben bewegen will...

Wer von Euch bereits einen Langdistanz gefinisht hat, weiß wovon ich spreche. Egal, wie eine Vorbereitung aussehen mag - jeder durchlebt Momente, wo er unfassbare Qualen durchleidet und sich trotzdem durchbeißt. Gerade bei einer schlechteren Vorbereitung sind diese Momente manchmal noch brutaler und noch prägender...

Dieser Argumentationskette folgte meine Unterwössener Verwandtschaft nie so richtig. Für sie macht ein "Ironman" ohne ausgiebige Vorbereitung keinen Sinn - oder um es mit ihren Worten zu sagen: "Absoluter Schwachsinn!"

Die Warnung

Mit Blick auf die Gesundheit gebe ich Ihnen da durchaus Recht. Nicht jeder kann und sollte fast aus dem Stand heraus mit nur vier, fünf oder sechs Monaten Vorbereitung einen Langen finishen. Ich hatte das Glück, dass mein Körper und meine Knochen bisher immer mitspielten. Nur beim ersten Mal 1998 bereitete ich mich über 9 Monate auf den Wettkampf vor - Interessanterweise war es bis heute mit 12.25 Std meine schlechteste Zeit und trotzdem der schönste Moment meines Sportlerlebens. Beim zweiten Mal, vier Jahre später ging ich mit nur 5 Monaten Vorbereitung und 11:03 Std. durchs Ziel...

Die Philosophie

Das alles soll wahrlich nicht heißen, wer viel trainiert, wird langsam. Ganz im Gegenteil! Es soll heißen, dass man auch mit einer kurzen, intensiven, individuellen und bauchgesteuerten Vorbereitung sehr gute Erfahrungen machen kann. Voraussetzung bei alledem: Man muss ein Sportler sein, der sein gesundes (!) Herz und den gesamten Körper vorher bereits an Ausdauerleistungen gewöhnt hat. In meinem Fall waren es vor dem ersten Ironman drei Marathons in München, Berlin und Frankfurt. Bestzeit: 3:15 Std.

Die Tradition

So wie ich bisher Triathlon betrieben habe, erntete ich bei meinem Bruderherz nur Kopfschütteln: Harald lebt und liebt diesen Sport in jeder freien Minute...Das Finish ist für ihn längst zur Selbstverständlichkeit geworden - nur die Zeit und die Platzierung sind noch entscheidend...

Aber hat das den ursprünglichen Triathlon-Sport schon bei seinen ersten Gehversuchen in Hawaii oder später in Roth ausgemacht? Nein! Damals wie heute sind die Zuschauer auf der ganzen Welt von ALLEN Startern begeistert, die sich diese knapp 226 Kilometer durchquälen. Gerade bei meinem ultimativen Lieblings-Wettkampf in Roth merkt man dem Publikum immer noch an, wie sehr sie ALLE Athleten unterstützen und keinen Unterschied zwischen den Schnellsten und Langsamsten machen. Warum also hat deswegen ein Athlet wie ich weniger Respekt verdient, der mit wenig und sicher auch unprofessionellerer Vorbereitung nach normalerweise 11:30 Std. ins Ziel kommt???

Die Zensur

Ich weiß genau, dass es viele Leute gibt, die denken, dass man einen Ironman/Challenge nur mit besonderem Talent, ausgeklügelten Trainingsplänen, einer Vereinszugehörigkeit und vor allem mit einer langen Vorbereitung hinbekommt. Wirklich?

Dieses Tagebuch soll für alle nachvollziehbar den Gegenbeweis antreten. Bei vielen Punkten und sicher auch schon bei dieser ausführlichen Einführung, sind Harald und Heike ganz anderer Meinung: Aber Grundvoraussetzung für das "Tagebuch des verheimlichten Triathlon-Bruders" war und ist - das Ausbleiben jeglicher Zensur. Rechtschreibefehler oder fehlende Interpunktion sind natürlich ausgenommen...-)

Die Facts

Mein Alter: 38

Mein Beruf: Sportredakteur beim Axel-Springer Verlag Meine Größe: 1, 94 m Mein Gewicht: 95 kg (Übergewicht: etwa 10 Kilo) Meine Leidenschaft (neben meiner Frau): Essen und (TV-)Sport in jeder Facette.

Mein Fitnessgrad: 20 Prozent (bis auf einmal Basketball die Woche und zuletzt ein paar Mal ca. 40 Minuten joggen, kaum Sport in den letzten Monaten) Mein Talent: Ich war in meiner Jugend Schwimmer. Laufen und Radfahren hab ich mir quasi selbst beigebracht. Ich habe das Glück, dass ich gut regeneriere und bisher (Klopf, Klopf, Klopf) nur ganz wenige "Verschleiß-Verletzungen" während des Trainings mir zugezogen habe.

Meine Trainingszeiten: Trotz oder gerade wegen meines Berufs finde ich unter der Woche genügend Zeitfenster. Am Wochenende dagegen muss ich fast immer arbeiten, zudem will mich da auch meine Frau mal sehen.

Mein Ziel: Nach vier Jahren Pause zum siebten Mal Finisher beim Challenge 2012 in Roth in etwa 11:35 Uhr Std.

Meine Vorbereitung: Wie bei allen bisherigen Wettkämpfen durchschnittlich fünf Trainingseinheiten pro Woche - kein Trainer, kein Verein, kein spezieller Trainingsplan- alles nach meinem inneren Gefühl und Erfahrung. Schwimmen nimmt aufgrund des vorhandenen Talents einen kleinerer (Trainings-)Platz bei mir ein.

Meine Philosophie:     Es gibt viele Wege zum "Finisher", auch den meinen...

Das Schlusswort

Das Charmante an diesem Blog: Die Idee stammte tatsächlich von Harald und Heike. Dafür danke ich Ihnen schon jetzt sehr herzlich. Denn ich sehe in diesen Zeilen womöglich meine letzte Chance, endlich meine Trainingsvorbereitung für Roth 2012 zu starten. Wenn ich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten über mein Training, meine Gefühle und allerlei Drumherum hier schreibe sind mir zwei Dinge sehr wichtig:

1. Alle Triathlten, die ein x-faches von meinem Umfang trainieren, verdienen meinen allergrößten Respekt. Ich will mich keineswegs über sie lustig machen - so nach dem Motto: Ihr seid ja blöd, dass Ihr so viel ackert. Ich will einfach einigen anderen Mut machen, dass Triathlon(-Training) auch ganz anderes aussehen kann, als auf dieser Homepage oft geschildert.

2. Niemand sollte meinem " schlechtem Vorbild" (Harald) einfach so folgen. Triathlon ist eine Individualsportart, also muss jeder seinen individuellen Weg finden. Jeder Körper "tickt" anders, deswegen ist der "Blick nach Innen" vor, während und nach jedem Training das allerwichtigste.

Genug "gebabbelt" - jetzt heißt es endlich Laufschuhe an und ab zur ersten offiziellen Trainingseinheit! Noch 145 Tage! Es schneit ...